Die Einführung und
Auswirkungen des Pfandsystems auf Getränkeverpackungen in DeutschlandGrundlage
des seit Anfang des Jahres 2003 eingeführten Dosenpfandes ist die 1991 beschlossene
Verpackungsverordnung, in der geregelt wurde, dass ein Pfandpflicht von 25 ct
bzw. 50 ct (für Einweg-Getränkeverpackungen ab 1,5 Liter) eingeführt
werden muss, falls der Anteil der Mehrwegverpackungen unter 72 Prozent fällt
und dieser Anteil liegt nach neusten Schätzungen nur noch bei ca. 60 Prozent*
(spiegel-online.de Politik"Dosenpfand:
Handel und Wirtschaft geben Widerstand auf" 14.01.2003). So weit
so gut und meiner Ansicht auch vernünftig, nur die Art und Weise wie dieses
Dosenpfand eingeführt wurde, lässt mich daran zweifeln, ob unser Land
von vernünftig denkenden Politiker regiert wird, denn wie kann man ein Pfandsystem
einführen ohne ein bundesweit funktionierendes Pfandrückgabesystem aufgebaut
zu haben, dies soll frühestens ab dem 01.Oktober 2003 zur Verfügung
stehen. An dieser Stelle soll auch auf ein Mitverschulden des Handels hingewiesen
werden, der auf einen Regierungswechsel bei den vergangenen Bundestagswahlen spekulierte
und dadurch davon ausgehen konnte, dass in diesem Fall die Verpackungsverordnung
nicht in Kraft treten wird. Nun kam es ja bekanntlich anders und es wurde
Hals über Kopf dieses Pfandsystem eingeführt, wofür nun mal wieder
der Verbraucher bezahlen muss und die Umwelt keines Weges der Gewinner ist. Als
Begründung für meine Vermutung will ich folgendes erwähnen.
- Kohlensäurehaltige Getränke in Mehrwegverpackungenr werden sehr
selten in Tankstellen oder in Bahnhofsgeschäften angeboten. Aus marktwirtschaftlicher
Sicht wird sich dies mit Sicherheit auch nicht ändern, weil es kaum vorstellbar
ist, dass diese Geschäfte nun Mehrwegflaschen in ihr Sortiment aufnehmen
und dadurch die zusätzliche Einnahmen von Dosenpfand in der Kasse fehlt.
So werden besonders Tankstellen, Kioske und Bahnhofsgeschäfte mehr Dosenpfand
einnehmen als sie wieder an die Verbraucher zurück zahlen, weil der Kunde
auf der Durchreise ist und somit die Dose bzw. Einwegflasche sowieso nicht mehr
zurück bringen kann. Der Anreiz ist also bis in den Oktober groß "Flaschenbier
in Dosen" zu verkaufen, denn damit kann man mehr verdienen, die Umwelt bleibt
dabei aber auf der Strecke -> tolle Verordnung muss ich dazu sagen. -
In sehr vielen Geschäften wird Bier in Mehrwegflaschen angeboten; Mineralwasser,
Limonade und Cola allerdings nur in Dosen. Fazit, das Pfandsystem in der jetzigen
Form verführt zum Alkohol, weil man das Pfand für die Bierflasche überall
zurück bekommt und somit das Bier mindestens 25 ct billiger ist.
An dieser
Stelle will ich auch auf die Unklarheit der Verbraucher hinweisen, auf welche
Dosen nun Pfand erhoben werden und auf welche nicht. Dies hängt von dem Anteil
des Verkaufs der jeweiligen Getränke in ökologisch nachteilig eingestuften
Getränkeverpackungen ab, ist diese Quote also hoch wird ein Pfand erhoben.
Daher die kaum verständliche Regelung, dass beispielsweise für Lipton
Ice in Dosen ohne Kohlensäure kein Pfand bezahlt werden muss, für eine
Dose Lipton Ice mit Kohlensäure fällt dagegen ein Pfand an. Noch unverständlicher
für mich ist, warum für Alkohol-Mischgetränke in Dosen (Cola-Whiskey,
Lemmon-Vodka etc) kein Pfand anfällt, denn auch diese Regelung verführt
zum Alkohol trinken, weil für einen Durchreisenden die Dose Cola-Whiskey
relativ zur Dose Cola um 25 ct billiger wird. Das Gesundheitministerium kann darüber
mit Sicherheit nicht zu frieden sein.** - Vermisse ich eine Verbraucheraufklärung
dahingehend zu verdeutlichen, Getränke von regionalen Gertränkeanbietern
zu kaufen, denn dadurch wird die Umwelt am meisten geschont, weil der Anteil am
energieaufwendigen Transport minimiert ist. Zugegeben ist dieser Ratschlag für
Personen, die gerne Gertränke von überregionalen Anbietern trinken,
Makulatur.
Mehreinnahmen
des Einzelhandels durch das Dosenpfand Nach Schätzungen durch den
Hauptverband des Deutschen Einzelhandels wird jede vierte Getränkeverpackung,
für die seit Einführung des sogenannten Dosenpfandes ein Pfandgeld bezahlt
wurde, nicht zurück gebracht. Weiterhin hat die Stiftung Deutsche Umwelthilfe
(DUH) ermittelt, dass im Jahre 2002 ca. 18 Milliarden Getränkeverpackungen
verkauft wurden, für die seit Anfang dieses Jahres ein Pfand erhoben wird.
Nach Angaben der DUH hat sich allerdings der Verkauf von Getränken in pfandpflichtigen
Einwegverpackungen im Vergleich zu den Verkaufszahlen des vergangenen Jahres halbiert
hat. Auf Grundlage dieser Zahlen bleiben dem Einzelhandel eine Zusatzeinnahme
durch das Dosenpfand von 50 Millionen Euro pro Monat. Demgegenüber stehen
natürlich Mehrausgaben für die Umsetzung der Verpackungsverordnungn,
wie z.B. Personal- und Entsorgungskosten, die der Einzelhandel aufbringen muß.
(Quelle: Westdeutsche Zeitung
, Wirtschaft und Verbraucher - "Jede vierte Dose findest Weg nicht
zurück", S.17; 06.03.03) ** Erste Nachbesserung der
neuen Verpackungsverordnung: Bund und Länder haben eine erste Novelle
verabschiedet, in der die Pfandpflicht auf Einwegverpackungen auf grundsätzliche
alle Getränkeverpackungen ausgweitet wird. Ausnahme bleiben:
- Ökologisch vorteilhaften Einweg-Getränkeverpackungen: Getränkekarton,
Schlauchbeutel für Milch (mit der Verordnung wird die Absicht bekundet, weitere
Verpackungsarten hinsichtlich der von ihnen ausgehenden Umweltbelastungen zu untersuchen
und bei entsprechendem Ergebnis in Zukunft als "ökologisch vorteilhaft"
einzustufen.)
- Wein (inklusive Perl-, Schaum-, Wermut- und Dessertweine),
Spirituosen und allen Mixgetränken mit einem überwiegenden Anteil davon
- diätetischen Lebensmitteln im Sinne des § 1 der Verordnung
über diätetische Lebensmittel.
(Quelle:
Bundesumweltministerium, Referat Öffentlichkeitsarbeit unter www.pfandpflicht.info;
"Jürgen Trittin: Weg für einfachere Pfandregelung frei",
22.02.2003) *Vier Rücknahmesysteme machen die Rückgabe von
Pfandflaschen nicht einfach Seit der Einführung des Pfandsystems
auf Einweg-Getränkeverpackungen existieren nun fünf Rücknahmesysteme
und der Verbraucher kann dabei leicht den Überblick verlieren. -
P-System: Beim dem P-System von Lekkerland-Tobacco
sind die Dosen mit einem P-Symbol gekennzeichnet, die Rückgabe und Auszahlung
des Pfandes kann bei den teilnehmenden Geschäften, zumeist Tankstellen und
Kioske, ohne Bon erfolgen. (Infos im Internet unter www.lekkerland.de)
- AVR-System: Bei diesem Rücknahmesystem der Berliner
Arbeitsgemeinschaft AVR werden die Verpackungen mit einem Metallstreifen gekennzeichnet.
Die Rückgabe erfolgt an Rücknahmeautomaten der teilnehmenden Geschäften,
dabei erhält man am Automaten einen Bon, der an der Kasse eingelöst
werden muss.
- Westpfand: Durch Aufdruck eines Symbol werden bei
diesem System Pfandverpackungen gekennzeichnet, vor allem rheinische Brauereien
wollen sich diesem Rücknahmesystem anschließen. (Infos im Internet
unter www.westpfand.de
- Insellösungen:
Discount-Märkte wie Aldi, Lidl u.a. haben ihre eigene Rücknahmesysteme
für pfandpflichtige Getränkeverpackungen aufgebaut, die Rückgabe
solcher Verpackungen ist somit nur in den Geschäften der entsprechenden Firma
möglich.
(Quelle: WZ,
Wirtschaft und Verbraucher - "Dosendschungel lichtet sich nicht",
S.29; 30.09.03) *Die Quote von Mehrwegverpackungen
steigt an Erste Erhebungen nach Einführung des Dosenpfandes ergeben
eine Erhöhung der Mehrwegquote von allen Getränkeverpackungen auf 61
Prozent, der Anteil verkaufter Limonade und Cola in Mehrwegflaschen stieg von
50,5 Prozent auf 75,8 Prozent und die Mehrwegquote von Bier stieg von 74,7 Prozent
auf erfreuliche 91 Prozent. (Westdeutsche
Zeitung, Wirtschaft und Verbraucher: "Pfand erhöht die Mehrwegquote",S.7;
21.02.2003). Diese Zahlen scheinen den Erfolg dieser neuen Verordnung zu belegen
und dies ist auch gut so, leider kostet aber die Einführung des Dosenpfandes
den Verbraucher unnötig viel Geld.
Mein Beitrag (bis
zum 29.09.2003) zu, von mir bezahltem Dosenpfand, das ich dem Handel "spende",
weil ich es nicht mehr einlösen kann weitere Informationen
zum "Dosenpfand" im Internet: -
Informationen der Zeitschrift Öko-Test Verlage zu den Rücknahmesysteme
von pfandpflichtigen Getränkeverpackungen unter www.oekotest.de
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